Der Bezirksverein für soziale Rechtspflege ist eine Organisation der freien Straffälligenhilfe. Er unterstützt Gefangene und aus der Haft entlassene Menschen bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Zugleich versucht er den Vollzug von Haft zu vermeiden, um ihren schädlichen Folgen zu begegnen.
Der Bezirksverein für soziale Rechtspflege wird von einem ehrenamtlichen Vorstand geleitet und ist Mitglied im Badischen Landesverband für soziale Rechtspflege. Landesverband und Bezirksvereine sind nach den Staatsministerialentschließungen, veröffentlicht am 07.05.1887 und am 30.07.1896, Körperschaften des öffentlichen Rechts.
Vorstand:
Vorsitzende: Christina Gröbmayr, Rechtsanwältin
Geschäfts- und Kassenführung: Annette Bukowski, Dipl. Sozialarbeiterin, Dipl. Kriminologin
Weitere Vorstandsmitglieder:
Matthias Zarth, Rechtsanwalt
Beiratsmitglieder:
Klaus Hoffmann, Oberstaatsanwalt, Freiburg
Julian Rapp, Staatsanwalt, Freiburg
Lars Petersen, Richter am Amtsgericht Freiburg
Jascha Feldhaus, Literaturwissenschaftler, Referent im Netzwerk Straffälligenhilfe
Prof. Dr. em. Jürgen Sehrig, Sozialarbeiter, Gesprächstherapeut, Supervisor und Organisationsberater
Ansprechperson bei Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit im Vorstand oder Beirat
Im Bezirksverein für soziale Rechtspflege Freiburg werden bei der konzeptionellen Arbeit sowohl die Herausforderungen von Seiten des sich verändernden Klientel als auch der kriminalpolitischen Ausgangslage bedacht. Selbstreflexion, Bedarfsanalyse und Weiterentwicklung findet regelmäßig im Austausch zwischen den ehrenamtlichen Vorstands- und Beiratsmitgliedern und den hauptamtlichen Mitarbeiter*innen statt.
Die Integration Haftentlassener kann nur gelingen, wenn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen diese zulassen. Diese für unsere Klienten günstig zu gestalten ist Aufgabe und Ziel einer Öffentlichkeitsarbeit, die das Interesse der Gesellschaft an unserer Arbeit weckt, um Verständnis für sie wirbt und um Unterstützung bittet.
Die Fachöffentlichkeit wird laufend über unsere Arbeit informiert und kann sich auf vielfältige Weise von deren Qualität überzeugen. Sie dient auch der Gewinnung ehrenamtlicher Mitarbeiter*innen.
Unsere Öffentlichkeitsarbeit erfolgt vor allem auf folgende Weise:
Informationsveranstaltungen für Bürger und Bürgerinnen
Informationsveranstaltungen für Studierende und Schüler*innen
Veranstaltung eines jährlichen
Straßenfestes
Beteiligung am
24h-Lauf für Kinderrechte
Kulturabende und
Benefizveranstaltungen
Beiträge für
Zeitungen und Rundfunk
Informationsveranstaltungen für die Fachöffentlichkeit
Beiträge zu kriminalpolitischen Themen
Beteiligung an Informationsveranstaltungen der Justiz
Ansprechpartnerinnen:
Christina Gröbmayr
Anja Bürkle
( Kontakt )
Die Kontaktdaten der einzelnen Projekte entnehmen Sie bitte den entsprechenden Unterseiten!
Bezirksverein für soziale Rechtspflege
Brombergstraße 6
79102 Freiburg
Telefon: 0761 / 8885070-0
Fax: 0761 / 8885070-22
Mail: info@bezirksverein-freiburg.de
Bankverbindungen:
Sparkasse Freiburg
IBAN: DE43 6805 0101 0002 2868 22
BIC: FRSPDE66XXX
Postbank Karlsruhe
IBAN: DE36 6601 0075 0065 1997 51
BIC: PBNKDEFF
Als gemeinnütziger Verein sind Spenden und Mitgliedsbeiträge ein wichtiger Teil unserer Finanzierung.
Wir freuen uns, wenn Sie unsere Arbeit mit Ihrer Mitgliedschaft unterstützen.
Der Bezirksverein für soziale Rechtspflege Freiburg steht in einer mehr als 150jährigen Tradition der badischen Gefangenenfürsorgevereine. Der 1832 gegründete Bezirksverein Freiburg setzte sich viele Jahre mit seinen damals ausschließlich ehrenamtlichen Helfer*innen für Hafterleichterung, Aus- und Fortbildung der Gefangenen während der Haftzeit ein, bot Beistand bei der Wiedereingliederung und Unterstützung bedürftiger Angehöriger.
Aufgrund von sozialpolitischen Aktivitäten der Studierendenbewegung Ende der 60er Jahre entstand die Idee, den offensichtlichen Schwierigkeiten von Haftentlassenen in dem Zeitraum nach der Entlassung durch eine zentrale Begegnungsstätte („Anlaufstelle“) entgegen zu wirken. 1971 wurde eine Wohnung in der Schwarzwaldstraße angemietet, die vor allem in den Abendstunden als Anlaufstelle diente und die zunächst ausschließlich durch studentische Mitarbeiter*innen in Selbstverwaltung betrieben wurde. Die Gründungsphase der Anlaufstelle wurde im Herbst 1972 mit der Einstellung eines ersten hauptamtlichen Sozialarbeiters abgeschlossen.
Um der ständig steigenden Zahl von „Anläufern“ und deren sich verschärfenden Problemlagen (Wohnungs- und Arbeitsmangel) gerecht zu werden, zeigte sich schnell, dass die Arbeit der Anlaufstelle personell und räumlich erweitert werden muss. Bereits im Oktober 1973 konnte die Anlaufstelle in eine vom Badischen Landesverband für soziale Rechtspflege erworbene 5-Zimmerwohnung in die Goethestraße umziehen, mit zunächst zwei, dann drei Sozialarbeiter*innen. Bei der Tätigkeit der Anlaufstelle standen zunächst unmittelbare Hilfen bei der Wohnungs- und Arbeitssuche sowie in der materiellen Existenzsicherung im Vordergrund. Anfang 1975 wurden weitere Wohneinheiten in der Lehener Straße angemietet, die als Übergangswohnungen kurzfristige Übernachtungsmöglichkeiten für 5-7 Entlassene schufen. Aber auch der Bereich der weitergehenden Hilfen konnte mehr und mehr ausgebaut werden. Neben der ehrenamtlichen Vorstands- und Beiratstätigkeit stellt der offene Abendbetrieb und die gemeinsame Freizeitgestaltung seit der Gründung der Anlaufstelle das hauptsächliche Tätigkeitsfeld der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen dar.
Ende 1981 zog die Anlaufstelle in das ehemalige Gasthaus „Zum Sternen“ in der Brombergstraße, ein dreigeschossiges Gebäude für Aufenthalts- und Büroräume und ein Hinterhaus mit fünf Zimmern zum Übergangswohnen für 5-7 Entlassene bzw. Beurlaubte. Die darauffolgenden Jahre standen unter dem Zeichen einer konzeptionellen Weiterentwicklung und Professionalisierung der Arbeit der Anlaufstelle. Die Zunahme sozialer Probleme (steigende Wohnungsnot und Arbeitslosenzahlen), Sucht und massiver Persönlichkeitsstörungen der Klientel stellten immer höhere Anforderungen an die fachliche Qualifikation der Mitarbeiter*innen. 1993 - einer Zeit sehr hoher Wohnraummieten - konnte der Verein mit Unterstützung der Stadt Freiburg und der Siedlungsgesellschaft günstige Zweizimmerwohnungen anmieten und damit das Angebot in den Wohnbereichen mehr als verdoppeln. Heute verfügt die Anlaufstelle über 24 betreute Wohnplätze.
1985 wurde das Angebot der Anlaufstelle um das
Arbeitsprojekt erweitert. Arbeitslose Haftentlassene sollten damit sozialpädagogisch betreute Arbeitsmöglichkeiten erhalten, um ihre Fertigkeiten und Kompetenzen auf- bzw. auszubauen und sie damit wieder für den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten. Gelang dies anfangs noch, zeigte sich im Verlauf der Jahre, dass dieses Ziel immer weniger erreicht werden konnte. Ursächlich hierfür waren zum einen die wirtschaftliche Rezession und zum anderen die unzureichende berufliche Qualifikation vor dem Hintergrund zunehmender Sucht- und Persönlichkeitsprobleme der Klienten. Dieser Veränderung wurde 2009 dadurch Rechnung getragen, dass nunmehr die Schaffung einer Tagesstruktur und Vermittlung grundsätzlicher Arbeitskompetenzen in den Vordergrund traten. Die Anzahl der Beschäftigungsplätze und die Betreuung sind in den letzten Jahren an diese Veränderungen und an den steigenden Bedarf angepasst worden. Von anfänglich vier bis fünf Beschäftigungsplätzen werden heute bis zu 15 langzeitarbeitslose Haftentlassene unter Anleitung von vier hauptamtlichen Mitarbeiter*innen im Arbeitsprojekt beschäftigt.
2007 wurde der Bezirksverein mit
EinsA „Einsatzvermittlung gemeinnützige Arbeit Freiburg“ um einen weiteren Tätigkeitsbereich erweitert, der unter dem Dach des aus den beiden Landesverbänden der freien Straffälligenhilfe und dem Paritätischen Wohlfahrtverband gebildeten Netzwerks gegründet wurde. EinsA vermittelt mit drei Sozialarbeiter*innen und einer Verwaltungsfachkraft zahlungsunfähige Schuldner*innen, die zu einer Geldstrafe verurteilt wurden, zur Vermeidung des Vollzugs der ansonsten fälligen Ersatzfreiheitsstrafe oder mit einer entsprechenden gerichtlichen Weisung versehene Verurteilte in gemeinnützige Arbeit.
Im April 2019 startete im Bezirksverein das Modellprojekt „gegen-gewalt-tätig“, ein Anti-Gewalt-(Gruppen-)Training für Gewalttäter*innen im Bereich öffentlicher und häuslicher Gewalt.
Hierfür sind zwei hauptamtliche Mitarbeiter*innen maßgeblich an dem konzeptionellen Aufbau und der Etablierung des neuen Projekts beteiligt. Das Hauptziel des Angebots ist es, künftig ein gewaltfreies Leben zu führen. Im Anti-Gewalt-Training werden Gewalttaten, aber auch die Neigung zu bedrohlichem Verhalten, Wutausbrüchen und aggressiv ausgetragenen Konflikten aufgearbeitet.
Durch die Vernetzung mit weiteren relevanten Unterstützungseinrichtungen bieten wir unseren Trainingsteilnehmer*innen ein umfassendes Hilfsangebot.